Förderkreis Hasefriedhof - Johannisfriedhof e.V.

Berichte

Katholische und evangelische Blumen auf dem Friedhof

Inhaltliche Aspekte zur Pflanzensymbolik aus dem Vortrag von Adolph Eickhorst

Nach einer kurzen Einführung in der Friedhofskapelle lud Adolph Eickhorst zu einem Rundgang über den Hasefriedhof ein. „Ein Gang über den Friedhof ist eine Art Aromatherapie.“ Der Duft hat bei der Auswahl von Pflanzen auf den Friedhöfen immer eine große Rolle gespielt.

Vielfach wird der wohlriechende Lebensbaum (Thuja) gepflanzt. Mit seinen immergrünen Nadeln drückt er Beständigkeit aus, ähnlich wie viele andere Koniferen dieser Art. Neben seiner Bedeutung in der Homoäpathie werden in manchen Gegenden auch Gräber - mit einem in Wasser getauchten - Thujazweig gesegnet.

Für Caspar David Friedrich standen aufrechte Tannen (Abies), manchmal auch Kiefern (Pinus), symbolisch für den Christenmenschen. Im Gegensatz dazu galten ihm Eiche (Quercus) und Buche (Fagus) aus der germanischen Tradition als heidnische Bäume.

Zedern (Cedrus) sind ebenfalls häufig auf Friedhöfen zu finden. Zum einen findet man sie wegen des biblischen Zusammenhanges mit der Libanonzeder (Cedrus libani Loud.). Zum anderen wegen ihrer großen Widerstandsfähigkeit und ihres Duftes. Zedernholz ist außerdem sehr haltbar und wurde in früheren Zeiten für Särge verwendet, weil sich die Leichname darin besonders gut hielten.

Manch ein Pflanzensymbol auf den Grabdenkmalen des Hasefriedhofes ist im Zusammenhang mit dem Klassizismus auf antike Vorbilder zurückzuführen. So wurde Efeu (Hedera helix) bereits auf den Bacchusfesten der griechischen Mythologie verwendet. Auf Friedhöfen wird er auf Grabsteinen dargestellt und als Grabschmuck gepflanzt. Seine immergrünen Blätter stehen für Treue, Zuversicht und Beständigkeit.

Der Thyrsosstab, oft stilisiert auf Grabsteinen zu sehen, stammt ebenfalls aus der Antike. Mit Efeu umwunden trägt er an der Spitze einen (Fruchtbarkeit symbolisierenden) Pinienzapfen. Die Säulen des Thyrsosstabes haben botanischen Ursprung. Als natürliches Vorbild dienten die gerieften, kannelierten Stämme der Fenchelpflanze (Fetula). In ihrem hohlen Sproß soll Prometheus das lebensspendende Feuer auf die Erde gebracht haben. Ein nach oben gerichteter Stab mit Flamme symbolisiert das Leben, ein nach unten gerichteter Stab mit verlöschendem Feuer den Tod. Diese Darstellung ist in verschiedenen Variationen sowohl auf dem Hase- als auch auf dem Johannisfriedhof zu finden und stellt eine Besonderheit dar.

Ebenfalls zu finden sind unterschiedliche Formen des Akanthus (Acanthus). Stilisierte Blattformen, die seit der Antike als Zierschmuck verwendet werden.

Häufig sind sie als Akroterien (Giebelverzierungen) an den Eckpunkten eines Grabmales angebracht.

Herr Eickhorst wies darauf hin, daß die Ecken im Hinblick auf Beschädigungen besonders gefährdet sind, die spiralförmigen Akanthusblätter sollten Unheil abwenden.

Die Symbolik der Spirale ist weltweit in allen Kulturen zu finden. Sie zeigt Entwicklung, Wachstum, Werden und Vergehen. Einzig auf Hawai ist diese Urform offenbar nicht als Ausdrucksmittel eingesetzt worden. Das Motiv der Palmette wird auf den Grabsteinen in ähnlicher Weise wie das Akanthusblatt dargestellt und ist durch alle Zeiten hindurch sehr beliebt gewesen.

Mit dem inzwischen auch wild wachsenden Farn hat sich anstelle des stilisierten Palmwedels im Norden eine optisch verwandte Blattform ausgebreitet.

Mohnkapseln (Papaver somniferum) sind eine Besonderheit in Zusammenhang mit Tod und Sterben. Sie verweisen wegen ihrer Inhaltsstoffe auf den Schlaf, den „Bruder des Todes“. Die Samen des Mohns künden vom neuen Leben nach dem Tod. An einer steinernen Urne sind drei solcher Fruchtformen zu finden. (In der christlichen Symbolik steht die Dreizahl für Trinität).

Interessanter Weise wurden steinerne Urnen bereits auf Grabstellen gestellt, als Einäscherungen noch nicht üblich waren. „In der Urne entscheidet sich, wie es weitergeht“, erklärte Adolph Eickhorst. Sie ist das Gefäß, die Schnittstelle zwischen Leben und Tod, an dem über den weiteren Weg der menschlichen Seele ins Jenseits entschieden wird. Auch ein Schmetterling deutet den Verwandlungsprozess an, die Metamorphose im Zyklus von Werden und Vergehen.

Umrandungen mit Pflanzenornamenten erinnern an einen „hortus conclusus“, einen geschlossenen Garten. „Der ganze Friedhof ist eine Oase und eng verknüpft mit Paradiesvorstellungen“, meint Eickhorst. Das zeigen auch verschiedene Grabstellen, die mit ausgesucht schönen Metallgittern gerahmt und mit Pflanzenmotiven verziert sind.

Den Heiligen im Christentum wurden unterschiedliche Pflanzen zugeordnet. Eine besondere Rolle spielten Lilien (Lilium) und Rosen (Rosa).

Wegen ihres Duftes, ihrer Anmut, Reinheit und Schönheit sind sie Attribute der Gottesmutter Maria und somit klassische Vertreter des katholischen Glaubens.

Die Protestanten haben die Marienverehrung nach der Reformation von sich gewiesen. Auf den evangelischen Gräbern hielt die Tulpe (Tulipa) Einzug, die zwar ebenfalls zu den Liliengewächsen gehört, jedoch keinen Duft verbreitet.

Sonnenblumen (Helianthus) sind erst spät aus Amerika in unseren Kulturkreis gelangt. Sie spielen in der Liturgie, Pflanzensymbolik und der Grabsteingestaltung auf unseren historischen Friedhöfen keine Rolle.

Tagetes (Tagetes) werden heute wegen ihrer Unempfindlichkeit im Sommer auf Grabstellen gepflanzt. Sie wurden erst nach 1492 bei uns eingeführt.

Sie spielten in den Beerdigungsriten der Azteken eine bedeutende Rolle. Man glaubte, die Seele könne nur eine Farbe erkennen und das sei Gelb. An besonderen Festtagen wurden Tagetes auf den Weg vom Friedhof zum Wohnhaus gestreut, damit die verstorbenen Seelen den Weg erkennen können, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Danach wurden sie jedoch schnell wieder weggeräumt. „Bei Seelen weiß man ja nie so richtig....“ schmunzelte Eickhorst.

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Aktualisiert am: 14.09.2018 um 17:33 Uhr
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